#1

Wann ist der Mann ein Mann? [vom alten forum]

in Themen 23.12.2011 16:09
von kassandro • 2.435 Beiträge

Diese bedeutungsschwangere Frage stellte sich einst Herbert Grönemeyer (er verbrachte sein erstes Lebensjahr im Oberharz) in seinem wohl meistverkauftesten Song über die Männer. Oben auf dem Brocken lässt sich diese Frage recht einfach beantworten, insbesondere wenn man es dort mit dem Fahrrad hinaufgeschafft hat. Man sieht dann allerdings selber etwas geschafft aus:

Auch Goethe

und Heine

waren schon oben, wobei es sich Goethe recht einfach machte. Er startete in Torfhaus, das selbst schon 810 Meter hoch liegt. Also ein Höhenunterschied von gerade mal 330 Meter. Er unternahm diese Tour allerdings im Winter. Heinrich Heine ging von Ilsenburg den Brocken an. Das sind immerhin über 900 Meter Höhenunterschied. Wohl etwas zu viel für ihm, denn einige seiner Durchhalteparolen trösten heute auf Schilder entlang des seinen Namen tragenden Weges die Wanderer, wenn ihnen beim Aufstieg die Beine schwach werden. Auch der alljährliche Brockenlauf folgt beim Hinaufweg ganz grob der Route von Heine. Ich selber bin am 4.10.2010 in St. Andreasberg gestartet und zunächst mal zur höchsten Stelle einer öffentlichen Straße am Kleinen Sonnenberg hinaufgefahren. Über den Ort Sonnenberg und den Oderteich geht's dann weiter zur Einmündung der Harzhochstraße in die B4. Vorbei an Königskrug geht's wieder hinunter nach Braunlage auf gut 500 Meter. Von dort geht's über die ehemalige innerdeutsche Grenze nach Elend. Hier machte ich in etwa 500 Meter meine einzige Pause bei der Anfahrt und genoß ein bißchen das sehr angenehme Herbstwetter:

Im dritten Bild sieht man übrigens die kleinste Holzkirche Deutschlands. Von Elend geht's dann hinauf nach Schierke auf etwa 600 Meter. Da bekommt mit der ersten kleinen Rampe schon einen Vorgeschmack auf die Hauptspeise. Im langgezogenen Schierke kann man sich dann erst mal von dieser Ouvertüre erholen. Die öffentliche Straße endet an den Schranken des Nationalparks Harz, der sich auch dort ein luxuröses Häuschen gebaut hat. Immerhin darf man als Radfahrer da noch durch. Bis gut 800 Meter Höhe ist die Steigung noch recht sanft und es macht richtig Spaß mal ordentlich Gas zugeben. Auch sieht man, daß der Brockenwirt hervorragende politische Beziehung hat, denn die nichtöffentliche Straße wurde vor kurzem perfekt erneuert. Die "neue" Straße endet dann abrupt, wenn man zum ersten mal die Schienen der Brockenbahn kreuzt. Zwischen 800 und knapp 1000 Meter höhe ist die Straße dann richtig übel. Das ständige Zufrieren und Auftauen im Winter ist hier wohl der Übeltäter. Durch die enormen Regenfälle verändert sich auch der Boden unter der Straße, so daß sich große Wellen ausbilden, die bei der Abfahrt zu richtigen Sprungschanzen werden können, wenn man nicht ständig auf der Bremse steht. Oberhalb von knapp 1000 Meter hat man zwar immer noch die Wellen, aber da dort im Winter Dauerfrost herrscht, deutlich weniger Schlaglöcher. Zurück zum Austieg. Auf gut 800 Meter beginnt die erste richtig brutale Rampe. Diese endet ziemlich genau an der 900 Meter Marke, wo die Wanderautobahn nach Ilsenburg in die Brockenstraße einmündet. Beim Brockenlauf dient diese Strecke zum Rückweg nach Ilsenburg. Nach der 900 Meter Marke geht es zunächst ein bißchen bergab. Da verzichtet man allerdings auf Geschwindigkeit um sich von der ersten Rampe ein bißchen zu erholen, denn die zweite, besonders steile folgt sogleich. Da kam mir dann auch noch ein Kaltblutgespann in die Quere, das die Straße kreuzte, um die Steigung zu reduzieren. Die Gäule schnauften wie blöde. Zwei Pferde müssen ein schweres Gespann ziehen mit über 10 Leuten an Bord, die dort saufen und sich über sich quälende Radler lustig machen. Trotz Freß- und Saufpausen selbst bei diesen moderaten Temperaturen eine ziemliche Tierquälerei. Insgesamt überholte ich an diesem sehr schönen Werktag vier solcher Gespanne. Wenn man die zweite, sehr steile aber kurze Rampe geschafft hat, wird's langsam wieder flacher und mit Genugtuung passiert man die 1000 Meter Marke. Danach wird's langsam wieder steiler und nach dem zweiten kreuzen der Brockenbahn geht's noch einmal richtig zu Sache. Da mündet dann auch der Goetheweg mit seinen vielen Wanderern in die Brockenstraße ein. Diese Wanderer zwingen einen mitunter regelrecht zum Slalom. Auch muß man auf herabfahrende Radfahrer, die gottseidank ebenfalls durch die Wanderer gebremst werden, aufpassen. Eine besonders kritische Stelle ist diese steile Kehre

Auch die Pferde legen hier zum letzten Male eine Pause ein:

Wenn man Pech hat muß man die Kehre ganz innen durchfahren. An diesem Tag hatte ich allerdings Glück und konnte die äußere Spur nehmen. Es geht dann ziemlich steil weiter, aber der nahe Gipfel macht einem Mut. Kurz vor dem Gipfel ist dann auch Endstation für die Gespanne:

und ein paar Meter weiter ist dann auch für den Radler das Martyrium vorbei und obige Frage beantwortet. Deutlich bequemer hat man es da mit der Brockenbahn:

Wie man im Bild sieht. wird bei der Rückfahrt die Lok verkehrt herum angespannt. Am Bahnhof macht der Brockenwirt sein Geschäft:

Auf der Wetterstation wird rund um die Uhr Dienst gemacht:

Hier mündet der Heinrich-Heine-Weg in den Gipfelrundweg ein:

Danach geht's wieder runter nach Schierke. Da empfeiehlt es sich des öfteren eine Pause zu machen, denn man wird durch die unebene Fahrbahndecke ordentlich durchgeschüttelt. Bei dieser Gelegenheit stattete ich auch dem Steg nach nirgendwo einen kleinen Besuch ab. An den besonders steilen Stellen wie z.B. der Kehre steige ich sogar ab und schiebe. Bei diesen Pausen sind dann auch die bei der Auffahrt gezeigten Photos entstanden. Unten in Schierke angekommen mache ich erst mal am wohl schönsten Gasthof des Ortes, dem Hotel Brockenscheideck, eine Photopause:

Es gehört dem Brockenwirt ebenso wie das berühmte Cafe Winkler:

und fast alle guten Gasthöfe. Er spielt in Schierke halt Monopoly.
Dieses Haus, das ehemalige Rathaus, gehört ihm allerdings noch nicht:

Gegenüber dem Rathaus gibt es im Kurpark schöne Wasserspiele:

Auch vom kleinen Kirchlein mache ich eine Aufnahme:

Weiter hinunter geht's dann nach Drei Annen Hohne:

Die Leute staunen nicht etwa über den wilden Radler, sondern über den hier:

Der hat dort einen Start- und Landeplatz. Weiter geht's dann zu unseren Freunden nach Elbingerode und von dort über Königshütte nach Tanne. Zwischen beiden Orten schlängelt sich die Warme Bode malerisch entlang im Abendlicht funkelnder Felsen:

Das waren die letzten Aufnahmen an diesem Tag. Weiter gings über Braunlage hinunter zum tiefsten Punkt der Strecke, dem Ortsteil Oderhaus von Sankt Andreasberg, in etwa 400 Meter Höhe. Der dann folgende über 4 Km lange, flache Oderberg-Anstieg auf etwa 680 Meter machte mir dann zu schaffen, denn ich war schon ziemlich fertig. Begleitet hat mich die Canon Powershot SX10. Die Tour wurde auch von einem GPS-Logger aufgezeichnet. Mittels der angehängten Datei kann man sich die Tour z.B. auf Google World anschauen.


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#2

RE: Wann ist der Mann ein Mann? [vom alten forum]

in Themen 13.01.2016 10:06
von kassandro • 2.435 Beiträge

Am 24.12.2013 stürzte ich beim wandern an einer steilen Stelle und erlitt einen Knöchebruch (Typ B verschoben) am rechten Fuß. Der Bruch mußte operativ versorgt werden und es wurde eine Titan-Platte eingesetzt. Mit der Gehfähigkeit ging es zwar relativ schnell wieder bergauf - schon im März konnte ich pro Tag immerhin bis zu 10 Km gehen - aber dann ging es einfach nicht mehr weiter und es gab immer wieder Rückschläge, bis ich schon glaubte, dass es nie wieder so werden wird wie früher. Der Brocken war da einfach tabu. Dann als ich die Hoffnung schon aufgegeben hatte, merkte ich Ende August 2014, daß sich die Gehfähigkeit wieder verbesserte und im November war ich wieder "brockentauglich". Ich bin dann allerdings am 23.11.2014 stattdessen auf den Wurmberg hinaufgewandert.. Der Höhenunterschied Braunlage, Großparkplatz - Wurmberg-Gipfel ist etwa derselbe Torfhaus - Brocken-Gipfel ist etwa. Zudem ist der steinige Schlußanstieg am Wurmberg ziemlich hart. Am Brocken gibt es dazu nichts vergleichbares. Durch den neu hinzugekommen Schneisee ist der Wurmberg meiner Meinung auch interessanter geworden als der Brocken. Deshalb bin ich 2014 überhaupt nicht auf den Brocken gekommen.

Am 15.04.2015 war aber dann auch mein Comeback am Brocken perfekt. die Wanderung begann in Torfhaus:

Zunächst ging es den auf dem vorletzten und letzten Bild abgebildeten, relativ flachen Rodelhanf hinunter. Nach gut 500 Metern und einem kleinen Umweg erreichte ich die Schubenstein-Klippe:


Wegen eines späten aber heftigen Wintereinbruchs Anfang April gab es an den schattigen Stellen noch jede Menge Schnee:

Das obige Bild zeigt die Weggabelung nahe der Schubenstein-Klippe. Da der Schnee oberflächlich abtaute und dann wieder festfror, konnten etliche Kilometer nur mit sehr kurzen Schritten zurückgelegt werden.

Hier der weitere Weg bis zum Eckerloch (letztes Bild), welches bis zur Wende die Endstation des Wanderweges war und heute die Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt markiert:


Danach geht's den Kolonnenweg hoch bis zur Trasse der Brockenbahn:


Nun gehts der Bahntrasse entlang bis zur Einmündung des Weges in die Brockenstrasse:


Wenn man Glück hat, fährt gerade die Brockenbahn vorbei:


Nun geht's auf der Brockenstrasse weiter bis zum Gipfel:


Oben auf dem Gipfel sind dann folgende Aufnahmen entstanden:



Goethe und Heine haben den Brocken zum Mythos gemacht und der bedankt sich mit Denkmälern:


Die Pferdefuhrwerke dürfen nicht ganz bis zum Gipfel fahren und warten in etwa 1120 Meter auf die Gäste für die Rückfahrt:


Ich hatte zwar ein Stativ für Selfies dabei, aber der Wind war trotz blauen Himmels so stark, dass er das Stativ sofort umgeweht hätte. Deshalb mußte ich diese Selfies in der Kehre auf etwa 1080 Meter machen:


womit wir auch schon auf dem Rückweg wären:


Jetzt geht's den Kolonnenweg wieder runter:


Auf dem Herweg bin ich von links (im letzten Bild) gekommen. Auf dem Rückweg bin ich stattdessen geradeaus weiter Richtung Oderbrück weitergegangen. Über die Senke, wo die Kalte Bode entspringt, geht's weiter zum Dreieckigen Pfahl:


und von dort durch's Oderbruch nach Oderbrück:

Wie man auf obigen Photos sieht, habe ich mir dabei mit einer Schulklasse ein regelrechtes Wettrennen geliefert. Ich war zwar deutlich schneller als die Jungspunte, aber da ich ständig zum photographieren anhalten musste, wurde ich immer wieder eingeholt. In Oderbrück ging es dann mit dem Bus wieder zurück.


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zuletzt bearbeitet 13.01.2016 13:37 | nach oben springen


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