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So alt wie der hier
bin ich zwar noch nicht, dennoch war ich der älteste weit und breit, als ich am Vormittag des 12.09.2015 versuchte, nach fast 30 Jahren Pause mit dem Fahrrad den Großglockner zu erklimmen. Damit ist selbstverständlich nicht der eigentliche Gipfel gemeint - den hat noch niemand mit dem Rad erreicht - sondern der höchste Punkt der Grpßglockner-Hochalpenstrasse, das Hochttor in gut 2500 Meter Höhe oder wenigstens das Fuscher Törl in 2428 Meter Höhe. Das erste mal bin ich dort am 23.08.1982 hinaufgefahren und das war gleichzeitig meine schönste Alpenfahrt überhaupt, denn ich konnte mit dem Rad eine dicke Wolkenschicht durchbrechen, oberhalb derer sich wie aus dem Flugzeug ein wunderbarer Blick auf Wolken umrahmte Gipfel bot. Leider hab ich von dieser legendären Fahrt keine Bilder. Ich hab es damals mit 27 Jahren auch nur zum Fuscher Törl geschafft, weil mir unterwegs ein Pedalhaken gebrochen ist, was natürlich die Tritteffizienz deutlich verschlechterte, vor allem war die Belastung in beiden Beinen dann sehr unterschiedlich. Zwar liegt das Hochtor nur 76 Meter höher als das Fuscher Torl, aber dazwischen geht es noch einmal auf 2257 Meter hinunter. Auf Hin- und Rückfahrt ergibt sich dadurch ein zusätzlicher Höhenunterschied von 229 + 153 Meter und das wollte ich mir unter diesen Umständen nicht mehr zumuten. Der seit 1995 stattindende Glocknerkönig endet auch "nur" am Fuscher Törl, weil dort viel mehr Platz für die vielen Teilnehmer ist. Bei allen späteren Fahrten bin ich allerdings immer bis zum Hochtor gefahren. 1987 bin ich sogar mit vollen Gepäck über den Glockner nach Kärnten gefahren, um bei der Radweltmeisterschaft in Villach dabei zu sein. Das letzte mal bin ich 1988 zum Hochtor hochgefahren. Jetzt, 27 Jahre später und 10 Kg schwerer, wollte ich diese Herausforderung noch einmal bestehen. Leider habe ich es nicht ganz geschafft. Bei Kilometer 23,2 mußte ich vom Rad:
Auf dem 2. Bild sieht man eine Engländerin, die an derselben Stelle abgestiegen ist wie ich, und auf ihre Mitradlerinnen wartete. Mit vollem Gepäck aber auch mit mehreren Pausen ist diese Gruppe dann über den Glockner nach Kärnten gefahren. In den 80er Jahren bin ich auf den großen Alpenpässen insgesamt nur einer einzigen Frau begegnet. Heute fahren dort so viele Frauen wie in 80er Jahren Männer. Der Radverkehr hat sich seitdem insgesamt mindestens verzehnfacht wenn nicht gar verzwanzigfacht. Die oft nebeneinander fahrenden Radfahrer sind dort zur echten Verkehrsbehinderung für Autos und Motorräder geworden und die müssen eine Menge bezahlen:
Radfahrer dürfen noch umsonst hinauf und über den Glockner, aber sie werden bereits mit dieser komischen Anlage registriert:
Früher bin ich einfach bei den Autoschaltern durchgefahren. Der unvermeidbare Stopp an der Registrierungsstelle war übrigens der einzige Stopp. Bei all meinen Alpenfahrten war es ein eiserner Grundsatz niemals bergauf zu stoppen. Den hab ich auch bis auf eine Ausnahme eingehalten. Selbst als 1982 der Pedalhaken brach, bin ich ohne Stopp einfach weitergefahren. Alle Bilder die hier gezeigt wurden, sind also auf der Rückfahrt entstanden. Das Handy zeigte eine Höhe von 2018 Meter an. Die GPS-Höhenmessung ist bekanntlich ziemlich ungenau. Allerdings zeigte die letzte bewältigte Kehre eine Höhe von über 1950 Meter an und ich bin noch ein gutes Stück weiter hinaufgefahren. Auch passen die 2018 Meter sehr gut zu dieser Profilkarte bei 23,2 Km:
Diese Profilkarte zeigt auch, daß ich an der steilsten Stelle gescheitert bin. Es wäre allerdings noch einen weiteren Kilometer so steil weitergegangen und das hätte ich auf keinen Fall geschafft. Meine Muskulatur war so kaputt, daß ich auf dem Rückweg sogar Probleme im unteren Flachstück hatte.
Dieses Pärchen aus Luxemburg ist an derselben Stelle ausgestiegen wie ich:
An der Stelle, wo ich abgestiegen bin, habe ich noch folgende Aufnahmen gemacht:
Auf der Rückfahrt sind folgende Aufnahmen entstanden:
Die Bilder 3-6 sind vor und nach der Mautstelle Verleiten und die letzten beiden Bilder am südlichen Ortseingang von Fusch entstanden.
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Jetzt hat der Alte Mann am 1. September 2016 den Berg doch noch bezwungen:
(bitte auf die Bilder klicken, um diese in maximaler Auflösung zu betrachten).
Eigentlich hatte ich an diesem Schlechtwettertag nur eine Trainingsfahrt hinauf zum Pifkar in 1620 Meter Höhe geplant, um mich an die harten Rampen mit 12-14% zu gewöhnen. Der eigentliche Gipfelangriff war erst für die nächste Woche bei besserem Wetter angedacht. Am Pifkar fühlte ich mich aber noch so wohl, dass ich einfach weiterfuhr. Als ich dann auch noch relativ locker die Rampe passierte, wo ich im letzten Jahr in 2018 Meter vom Rad musste, hieß es auf einmal "Jetzt oder nie", obwohl das Wetter immer schlechter und kälter wurde. Und wenn man dann das Ziel so richtig sieht, kann einem sowieso nichts mehr aufhalten. Wie man auf obigem Photo sieht bin ich "nur" zum Fuscher Törl in 2428 Meter (dem ersten Zacken in obiger Graphik gefahren). Der höchste Punkt ist aber das Hochtor in gut 2500 Meter Höhe. Dazu hätte ich noch 150 Meter bergab und dann 230 Meter bergauf mit einer moderaten Steigung von 7% zu bewältigen gehabt. Das hätte ich körperlich sicherlich auch noch geschafft, aber es war ganz einfach zu kalt. Ich hatte nur eine kurze und ein nass verschwitztes kurzes Hemd an und nur 7,6 Grad zeigte das Thermometer am Fuscher Törl an:
Noch dazu steckte der Gipfelbereich in einer riesigen Wolke:
Ich musste also so schnell wie möglich wieder runter vom Gipfel. Wieder am Pifkar angelangt, fing es dann auch schon zu regnen an, und ich entschloss mich, an der Mautstelle in Ferleiten auf besseres Wetter zu warten:
Der Regen hörte dann auch nach gut einer Stunde auf und ich konnte die restlichen 14 Km nach hause fahren.
Auch beim Glocknerkönig, dem großen Radevent Österreichs, ist das Fuscher Törl und nicht das Hochtor das Ziel und man hat dort auch ein großes Schild, auf dem nur "Ziel" steht, angebracht. Dieses Schild gab es vor 30 Jahren noch nicht.
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Was war nun der entscheidende Unterschied zwischen dem Scheitern 2015 und dem Erfolg 2016? Ich denke es war der Respekt, der Respekt vor dem Berg. Der war 2016 fast genau so groß 1982, als ich dort zum ersten mal rauffuhr, Der Respekt beginnt schon bei der Vorbereitung. Da bin ich eben heuer schon einmal zuvor auf den Brocken hinaufgefahren, und wenn man da die Steigungen auf dem Hin- und Rückweg hinzurechnet kommt auch auf einen Gesamthöhenunterschied von etwa 1000 Meter. Auch bin ich den Berg dieses mal langsamer angegangen und hab auf dem etwa 10 Km langen Flachstück zu Beginn nie das große Blatt verwandt. Auch bin ich, wann immer das der Verkehr erlaubte, an den Rampen im zickzack hinaufgefahren, um die Steigung abzuschwächen. Da ist mir dann auch das schlechte Wetter zu Hilfe gekommen, das den Verkehr kräftig reduziert hat. Wer zahlt schon gerne 35€, um im Nebel herumzufahren? Im letzten Jahr bin ich eben an den Rampen erst dann zickzack gefahren, als ich muskulär schon in Schwierigkeiten war.
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