Eigentlich hätten die Jubiläumsfeiern dort stattfinden sollen, wo alles vor 200 Jahren begann, auf der Rennbahn in Bad Doberan, aber das Ostseebad hat wenig Unterstützung für diese große Tradition signalisiert. Es finden dort schon seit Jahren keine Rennen mehr statt und das Geläuf ist mittlerweile ziemlich vergammelt. Einmal tot, immer tot, so resümierte Volker Schleusner vor Jahren die Situation, nachdem seine Bemühung zur Revitalisierung der Rennbahn an der mangelhaften Unterstützung durch die Stadt und persönlichen Rivalitäten scheiterte. So findet das Jubiläum nun auf der Bahn statt, die die bedeutendste in diesen 200 Jahren war, in Hoppegarten. Nicht nur fanden dort die wichtigsten Rennen des Turfkalenders außer dem Deutschen Derby und dem GP von Baden statt, sondern es wurden dort auch fast alle Pferde von Graditz, Schlenderhan, Erlenhof und Waldfried trainiert. Unter der Aegide der von Lehndorffs wurde dort während der Kaiserzeit von englischen Spezialisten die damals beste Trainingsnanlage der Welt aufgebaut. Viel ist von dieser glorreichen Zeit nicht mehr geblieben und Herr Schöningh möchte einen kleinen Teil des sehr attraktiven Geländes für den Bau von Immobilien verwenden, um die aufgelaufenen operativen Verluste, mittlerweile 30 Mio. €, einigermaßen auszugleichen. Ohne Schöninghs Engagement sähe es dort wohl wie in Bad Doberan aus. Da Schöningh nicht in der Region verankert ist, hat er es im Gegensatz zu beispielsweise Magdeburg schwer mittelständische Sponsoren zu aquirieren, um die Rennen zu finanzieren.
Im Mittelpunkt des Renntages steht der Große Preis von Berlin, ein Gruppe I Rennen über 2400 Meter. Im Gegensatz zum letzten Jahr hatte der Rennverein große Schwierigkeiten genügend gute Starter zu finden. Fest damit gerechnet wurde, dass die Stute India, das Pferd der Stunde, nachgenannt wird, aber deren Beistzer Manfred Ostermann gilt nicht umsonst als der Divo, um nicht zu sagen Saboteur, des deutschen Galoppsport. Unvergessen wie er versuchte den Hamburger vor etwa 10 Jahren das Derby streitig zu machen. Vor Jahren nahm er beim Preis von Europa den damaligen Derby-Sieger Laccario kurz vor dem Start aus dem Rennen, obwohl er in bester Verfassung war. Das sind nur einige wenige der höchst zweifelhaften Aktionen des Möbelhändlers aus NRW. Irgendwie versucht er immer wieder irgendwo Sand ins Getriebe zu streuen und schadet sich dabei selbst am meisten. Er wird es auch bei India schaffen, dass aus dem Pferd der Stunde nicht das Pferd des Jahres wird. Er hat das auch nicht verdient und es ist gut, wenn er sich jetzt hoffentlich wirklich aus der Führung von Deutscher Galopp zurückzieht. Gedroht hat er damit allerdings schon öfter. Der Rennverein hat es nun aber doch noch geschafft, wenigstens 8 respektable Starter zusammenzukratzen. Godolphin, das seit vielen Jahren dankenswerterweise die deutschen Rennen unterstützt, hat den vierjährigen Dubawi-Wallach Rebel's Romance geschickt. Er reist mit einer guten Formkurve an und auch das zu erwartende fest Geläuf sollte ihm liegen. Von den älteren Pferden können ihm sicherlich Alter Adler und Northern Ruler gefährlich werden. Dem treuen Virginia Storm traue ich nur eine Platzierung zu. Vier interessante Dreijährige stellen sich den vier älteren Pferden mit einer massiven Erlaubnis entgegen. An den italienischen Derby-Sieger Ardakan habe ich schon im Deutschen Derby nicht geglaubt und ich glaube auch heute nicht an ihn. Assistent und Nerik sind meine beiden Favoriten. Als dritten Favoriten nehme ich dann Northern Ruler hinzu. Sehr interessant ist auch Volker Schleusners Nastaria. Sie hat erst vor einer Woche ein Listenrennen in Dresden und weitere 2 Wochen davor ebenso überlegen unter Maximalgewicht das Harzburger Auktionsrennen gewonnen. 3 Rennen innerhalb 4 Wochen ist allerdings zu viel des guten. Außerdem traue ich ihr die 2400 Meter nicht zu. 1800-2000 Meter sind wohl ihre Idealdistanz. Wenn allerdings das von Virgina Storm angeschlagene Tempo niedrig genug ist, ist alles möglich und der Kaiser von Bad Harzburg könnte auch der König von Hoppegarten werden.
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