Das geniale an Glyphosat ist sein Wirkmechanismus und das man ihn sehr gut versteht. Es blockiert einen biochemischen Prozess, den es nur im Blattgrün gibt, Genaueres auf Wikipedia. Pflanzen, die kein Blattgrün haben, schadet Glyphosat nicht. Das wird systematisch z.B. bei Rebstöcken verwandt, um sie in der Phase, wo sie keine Blätter tragen, von allem möglichen Unkraut zu befreien. Ansonsten wird Glyphosat in Europa in der Regel vor der Aussaat oder vor dem Auskeimen der Nutzpflanzen eingesetzt, um das Unkraut zu vernichten. Dadurch spart man sich das umpflügen des Ackers vor der Aussaat. Dadurch verbessert Glyphosat die CO2-Bilanz und vermindert die durch das umpflügen geförderte Bodenerosion. Ursprünglich sicherlich unbeabsichtigt wird Glyphosat in nassen Ländern wie dem unseren auch 2-3 Wochen vor der Ernte eingesetzt. Hierbei wird Glyphosat nicht gegen Unkraut sondern gegen die Nutzpflanze selbst eingesetzt. Diese stirbt dann ab und kann nicht länger Feuchtigkeit in die Frucht ziehen. Getreide lässt sich auf diese Art und Weise optimal ernten und verarbeiten. Durch diese perverse Art der Glyphosat-Nutzung gelangen allerdings deutlich höhere Mengen von Glyphosat in die Nahrung von Mensch und Tier als durch die Nutzung als Herbizid. Ein Verbot dieser Art der Glyphosat-Nutzung halte ich deswegen durchaus für akzeptabel.
Noch wesentlich intensiver, kann man Glyphosat nutzen wenn man die Nutzpflanzen gentechnisch so verändert, dass Glyphosat die Nutzpflanze nicht mehrschädigen kann . Dann kann man die Nutzpflanzen ganzjährig mit Glyphosat behandeln und von Unkraut freihalten. Das wird mit Soja, Mais, Baumwolle usw. im großen Stil gemacht. Insbesondere in Argentinien werden mittlerweile 60% der ganzen landwirtschaftlichen Fläche mit Glyphosat-resistentem Gensoja bepflanzt. Diese extreme Entwicklung hat dort nach der Staatspleite von 2001 eingesetzt und hat geholfen, das Land wirtschaftlich zu stabilisieren, denn das Gensoja wird als Viehfutter auch nach Europa exportiert und trägt so entscheidend dazu bei, die Zahlungsbilanz auszugleichen. Nirgendwo werden Mensch und Tier stärker Glyphosat ausgesetzt als in der argentinischen Landwirtschaft. Die Exposition ist tausend- wenn nicht gar millionenfach stärker als beim europäischen Konsumenten, der Glyphosat indirekt in sehr geringem Maße aufnimmt. Würde man Glyphosat in Argentinien einen Monat vor der Ernte absetzen, wäre der in der geernteten Pflanze enthaltene Glyphosat-Rückstand sogar geringer als beim Vorernte-Einsatz bei uns.
Gemessen an seinem raffinierten Wirkmechanismus ist das Glyphosat-Molekül von erstaunlicher Einfachheit:
Auffällig ist vor allem das Phosphor-Atom, das ähnlich wie bei der Phosphorsäure "verbaut" ist, und deshalb auch den Namen des Herbizids prägt. Bei den drei Kohlenstoff-Atomen wurde in obiger Strukturformel wie in der organischen Chemie üblich die Bezeichnung der Übersichtlichkeit halber weggelassen.