Aus Dortmund bzw. Münster kommt die traurige Nachricht, dass Andreas Tiedtke, über viele Jahre in verschiedenen Funktionen im deutschen Galoppsport tätig, überaschend verstorben ist:
https://galopponline.de/news/galopp-news...dtke-verstorben
https://www.turf-times.de/tt-artikel/dor...dtke-verstorben
Wenn ich an ihn denke, fällt mir unwillkürlich immer folgende kleine Geschichte ein, die sich vor etwa 5 Jahren auf der Neuen Bult zugetragen hat. Da war an einem Renntag einfach keine Moderator für den Führring da. Alle standen hilflos herum. Da ergriff Andreas Tiedtke die Initiative, stieg nur mit dem Rennprogramm einfach auf das Sprecherpult bewaffnet und lieferte aus dem Stegreif heraus eine ziemlich perfekte Moderation ab. Von mir gab es spontanen Beifall und ich fragte ihn, warum er das nicht öfters macht. So war er: Ein Macher, der sofort zupackte, wenn irgendwo ein solcher fehlte. Ohne große Vorbereitung konnte er souverän eine Sache darstellen.
Viel besser als ich kann sein längjähriger Freund Hubertus Schmelz ihn beschreiben, den ich hier aus dem Blücher-Blog zitiere:
Zitat
Im Rennsport gibt es nicht so viele Leute, die wirklich was zu sagen haben. Jeder wurschtelt so vor sich hin. Andreas Tiedtke hatte was zu sagen, und die Leute haben zugehört, wenn er was gesagt hat. Er war in Rennsport Dingen ein Multitalent als Funktionär, belesen in den Regularien, hatte Kenntnisse der Rennsportgeschichte, war eingebettet in das tägliche Organisieren des Sports. Er hat die Buchmacherprüfung bestanden, weil er wissen wollte, wie die Leute ticken, mit denen er zu tun hatte. Er konnte Bilanzen lesen, und er hat gezeigt, daß er auch eine Satzung neu gestalten konnte. Er konnte Rennen lesen!
Ich habe oft mit ihm zu tun gehabt, weil wir viele Dinge ähnlich sahen. Satzung, Peitsche, HRC Geläuf. Das schmiedet zusammen. Er konnte erzählen ohne Ende, er war kunstbeflissen – Oper/Gesang- und hat nicht nur einen Renntag nach Operntiteln durchbenannt, sondern auch den “Preis der beheizten Glastribüne” erfunden und wirklich ausgelobt. Er hat seine Ansichten auch gegen Widerstände verteidigt, was ihm hoch anzurechnen ist. Viele knicken ein, wenn es um die Wurst geht. Er nicht. Und bei alledem hatte er einen scharfen Humor und feinen Witz, wie die Leute oft sagen, die den Witz nicht verstehen.
Jetzt muß der Dortmunder RV und der Rennsport insgesamt ohne ihn auskommen. Das wird nicht so leicht sein. Mir werden die vielen Telephonate und wenigen Treffen auf der Rennbahn fehlen. Wenn wir uns über den Rennsport und seine Bewohner, Cheltenham, Newmarket, Wien, Budapest, Hannover, Trump und Dies und Das ausgetauscht haben. Meinetwegen vom Hölzchen zum Stöckchen, aber nie langweilig. Andreas Tiedtke war ein Solitär.
In seiner Karriere beging Andreas Tiedtke einen schweren Fehler. Als Geschäftsführer des Direktoriums schrieb er vor etwa 10 Jahren das Deutsche Derby neu aus. Das klingt harmlos, hätte aber bedeutet, dass der Galoppsport aus einer so bedeutenden Stadt wie Hamburg verschwindet. Obwohl sich Baden Racing niemals öffentlich dazu bekannte, war wohl geplant, dass Derby dorthin zu verlegen. Letztlich scheiterte das Unterfangen und für das Direktorium blieb neben einem menschlichen Scherbenhaufen nur eine sechstellige Rechnung von Gerichts- und Anwaltskosten übrig. Andreas Tiedtke war in diesem üblen Spiel nur die auführende Hand. Der eigentliche Drahtzieher war Manfred Ostermann, der ständig, nicht nur in Hamburg, versucht irgendwo Sand ins Getriebe zu streuen, Warum er dies macht, ist mir ein Rätsel.
Wir sollten Andreas Tiedtke diesen einen Fehltritt verzeihen und ihn in dankbarer, positiver Erinnerung behalten. Er wird nicht nur in Dortmund eine schmerzliche Lücke hinterlassen.