Beide Schlecker und Praktiker waren Marktführer auf ihren Gebieten und beide wandten sich eher an wenig anspruchsvolle Kunden. Dementsprechend bieder waren auch ihre Läden bzw. Märkte. Beide hatten Ärger mit den Gewerkschaften und bezahlten ihre Mitarbeiter eher schlecht. Sowohl bei den Drogerie- als auch bei den Baumärkten gab es Überkapazitäten. Wie schön wäre es da doch, wenn man beide Umsatzriesen aus dem Markt nehmen könnte und dort wieder freier Platz entstünde. Nicht nur die Konkurrenz von Schlecker und Praktiker dachte so, auch deren Lieferanten, die auch die Konkurrenz belieferten, erhofften sich von einer Marktbereinigung höhere Margen. Und die Gewerkschaft hatte auch nichts dagegen, wenn die beiden gewerkschaftsfeindlichsten Marktteilnehmer verschwinden würden. Die Schleckerfrauen waren nicht in der Gewerkschaft, also war es gut, wenn an ihnen mal ein Exempel statuiert würde. Beide Unternehmen, insbesondere Schlecker, waren aber keineswegs in einer tiefen Krise, sondern litten nur etwas unter dem starken Wachstum und der damit einhergehenden schwachen Profitiabilität. Es wurden einfach zu schnell, zu viele neue Läden errichtet. Statt aber einfach unrentable Märkte stillzulegen und nach dem alten Konzept weiterzufahren, wurde beiden Unternehmen von schlauen Beratern eingeredet ihre Läden/Märkte edler zu gestalten, um neue, bessere Kunden zu gewinnen. Das kostete eine Unmenge Geld aber die neue Kunden blieben trotz der schöneren Läden und Märkte diesen fern, weil man das schmuddelige Image nicht so schnell los wird wie das schmuddelige Inventar, auch wenn Praktiker sich jetzt in Max Bahr umbenannte. Jetzt machten Lieferanten und Banken den Sack mit den beiden durch die Modernisierung überschuldeten Unternehmen zu. Auffallend auch, daß es von den der Gewerkschaft nicht das sonst in solchen Fällen übliche Geheul gab. Die blieben muckmäuschenstill und gestanden damit ein, das sie bei diesem Marktbereinigungs-Komplott mit von der Partie waren. Weiter wurde in beiden Fällen verhindert, das neue Investoren die alten Märkte fortführten, beide Unternehmen wurden komplett liquidiert und die meisten Läden und Märkte stehen heute noch leer. Der volkswirtschaftliche Schaden beider Marktbereinigungen war erheblich. Schlecker war praktisch in jedem Dorf präsent und in den ländlichen Regionen gab es plötzlich keine Drogerie-Märkte mehr. Der kleine Mann für den beide Unternehmen eine wichtige Einkaufsquelle war am Ende der dumme.